Ein Alpencross ist das Highlight eines jeden Tourenbikers. Vor dem großen Ritt über Pässe und Gipfel steht wochenlanges hartes Training, damit die Tour nicht auf halber Strecke in Erschöpfung endet.
Doch neben der körperlichen Verfassung muss auch die Planung stimmen: Wer fährt mit? Auf welchem Weg geht’s übers große Gebirge? Was muss alles in den Rucksack, und ist mein Bike überhaupt Alpencross-tauglich?
Wo geht’s lang? Einfach dem GPS-Track nachfahren!
Profs setzen zusätzlich auf (batterielose) Landkarten ...
Gut geplant ist halb gecrosst: Wer sich keinem der Anbietern anvertrauen will, für den gilt: Alpencross will gut vorbereitet sein! Schließlich muss man sich eine Woche auf sich selbst und die Mitfahrer verlassen können – Unwettern, Stürzen, Defekten und zwischenmenschlichen Kon?ikten zum Trotz. Wer diese W-Fragen wahrheitsgetreu beantwortet, schafft es an den Lago!
Wer fährt mit? Meist fährt man mit den Radspezis. Vorteil: Man kennt sich aus dem Effeff, und Alphatierchengehabe ist überflüssig, da die Claims abgesteckt sind. Spannend wird es, wenn Uwe seinen unbekannten Schwager mitbringt. Der 130 Kilo wiegt und an jeder S0-Stelle absteigt ...
Wie viele crossen mit? Merke: je kleiner die Gruppe, desto schneller. Je größer, desto lustiger. Vierer- oder Sechserteams sind der beste Kompromiss. Obacht bei ungerader Köpfezahl – es droht das „fünfte Rad am Wagen“-Trauma.
Was erwartet jeder? Am ehesten kracht es, wenn die Gruppe sehr inhomogen ist – in Sachen Leistungsfähigkeit oderErwartungshaltung. Also deutlich vor dem Start abklären, warum jeder einzelne eigentlich die Alpen überqueren will.
Wann starten wir? Das Zeitfenster wird am Anfang und Ende des Sommers vom Schnee festgelegt. Also ganz grob: Juni bis Oktober. Wer auf Hütten übernachtet oder gerne Lifthilfe in Anspruch nimmt, muss sich natürlich an deren Öffnungszeiten halten. Achtung Sommerferien! Gerade in Italien quellen im August Hütten und Hotels schier über. Zudem zerrt der „mitteleuropäische Monsun“ ofmals an Regenjacken und Nerven.
Die schönsten Alpencross-Routen
Der Längste Alpencross
1048 KM / 28 750 HM / 13 TAGE Start–Ziel: Berchtesgaden–Martigny Termin: 30. Juni bis 14. Juli 2018 Veranstalter: seracjoe.de
Längs statt quer: Achim Zahn alias „Serac Joe“ überquert im Sommer in einer zweiwöchigen Mammuttour die gesamten Ost- und die halben Westalpen. Vom Watzmann geht’s übers Pftscher Joch auf die Südseite der Ostalpen und weiter zur Bernina sowie zu den oberitalienischen Seen. Grande Finale sind die XXL-Trails im Angesicht von Gran Paradiso und Mont Blanc.
Der Kniffligste
4800 HM / 16 500 TM / 6 TAGE Start–Ziel: Oberstdorf–Torbole Termin: 22. bis 28. Juli 2018 Veranstalter: ridealpinetrails.com
Fimberpass, Madritschjoch, Rabbijoch, Tremalzo und, und, und: Von ?owigen Trails bis zu „Atemlos“-Pässen von über
3000 Meter Höhe hat Eric Haufe in seinen Freeride-Cross 2.0 von Oberstdorf nach Süden alles reingepackt, was Enduristenherzen höher schlagen lässt. Ein halbes Dutzend Life, eigener Shuttle und zugemietete Shuttles ermöglichen extraordinäre Tiefenmeter.
Der Direkteste
165 KM / 10 400 HM / 6 TAGE Start–Ziel: Seefeld–Meran Termine: 18. bis 24. August; 1. bis 7. September; 8. bis 14. September 2018 Veranstalter: appi.at
Markus „Appi“ Apperle hat einen extremen, wie mit dem Lineal gezogenen Alpencross ausgetüfelt: Von Seefeld
hoch über dem Inntal führt er in sechs Tourentagen via Kemater Alm, Innsbrucker Hütte, P?ersch, Ridnaun und
Moos zu den Palmen Merans. Aber Achtung! Die Abfahrten wollen mit bis zu 1000 Hm Tragen erkauf werden ...!
Der Schönste
295 KM / 9880 HM / 6 TAGE Start–Ziel: Bruneck–Valsugana Termine: 14. bis 21. Juli sowie 18. bis 25. August 2018 Veranstalter: bikealpin.de
„Warum immer am Alpennordrand beginnen?“, fragte sich Richard Dess von BikeAlpin und kreierte die Trans-Dolomiten-Tour. Sie führt in sechs Etappen von Bruneck über Kronplatz und Fanes zu den Cinque Torri. Weiter geht es dann über die Passi Pellegrini und Cinque Croci hinunter ins Valsugana
Der Westlichste
320 KM / 12 000 HM / 7 TAGE Start–Ziel: Andermatt–Martigny Termine: 11. bis 17. August 2018 Veranstalter: tourero.ch
René Zimmermann ist ein ganz wilder Hund! Anno 2013 ist der Schweizer Bikeguide seinen „MTB Suisse Trail“ – mit 110 000 Höhenmetern, verteilt auf 3100 Kilometer, die längste Biketour der Schweiz – am Stück gefahren. Seine Wallisdurchquerung ist da zwei Nummern braver, aber umso lohnender. Ein Cross der Superlative über einige der höchsten Westalpen-Pässe.
Der Einfachste
415 KM / 5500 HM / 6 TAGE Start–Ziel: Garmisch–Gardasee Termine: 30. Juni bis 6. Juli; 18. bis 24. August; 8. bis 14. September 2018 Veranstalter: alpenevent.de
„Vario 1“ nennt Andi Beger von Alpenevent ganz lapidar seinen Transalp von Garmisch via Fernpass, Reschen und
Etschtal an den Lago. Der Clou dabei: Man fährt in zwei, of sogar drei Gruppen auf zwei bzw. drei unterschiedlich
schwierigen Strecken. Somit kommt auf der Via Claudia und ihren Varianten jeder Biker voll auf seine Kosten
Der Entspannteste
340 KM / 6170 HM / 6 TAGE Start–Ziel: Friedrichshafen–Locarno Termin: 8. bis 15. Juli 2018 Veranstalter: dav-summit-club.de
Auf diesem E-Bike-Alpencross steht der Genuss im Vordergrund. Neben einfachen Etappen mit wenig Höhenmetern
steht u. a. eine Fährfahrt über den Bodensee, ein Bummel durch die verwinkelten Gässchen von Chur und ein Cappuccino in Lenzerheide auf dem Tourenprogramm. Und nach sechs Etappen wartet das mondäne Locarno mit seinen schicken Palmenpromenaden.
Der Klassische
415 KM / 12 100 HM / 7 TAGE Start–Ziel: Oberstdorf–Riva Termin: 1. bis 8. September 2018 Veranstalter: top-mountain-tours.de
Fast 30 Jahre ist es her, seit Andi Heckmair mit seiner Tour an den Lago den
Alpencross-Boom einläutete. 2018 bietet Top Mountain Tours die legendäre Heckmair-Route mit Guide oder „selfguided“ an. Die Highlight-Pässe im Schnelldurchlauf: Schrofenpass, Rauhes Joch, Schlappiner Joch, Scalettapass, Chaschaunapass, Alpisella, Gavia, Passo di Campo – und Tremalzo!
Wintereinbruch im Sommer – wie hier am Passo Tonale – kann einem den Alpencross schön verhageln. So machst du auf Tour gut Wetter:
Donnerwetter! Wenn es draußen kracht und blitzt, bleibt man am besten in der guten Stube. Wenn man jedoch mit dem Bike in den Bergen unterwegs ist, muss man (oft) da durch. Das Wetter ist ganz klar einer der Stress- und Abbruchfaktoren beim Alpencross!
Bergwetter schreibt seine eigenen Gesetze: Die Ost-West-ausgerichteten Alpen wirken wie eine Mauer, an der Wolken anprallen, durch Täler gepresst und zum Aufsteigen gezwungen werden. Herrscht im Norden des Hauptkamms Traumwetter, kann sich im Süden Unheil anbahnen. Oder umgekehrt. Also wachsam sein und Wetterberichte im Auge behalten. Wärmegewitter: Besonders zwei Wetterphänomene stressen Biker: Wärmegewitter und Wettersturz. Wärmegewitter entstehen meist im schwülen Hochsommer, wenn sich Wolken immer mehr mit Feuchtigkeit aufsaugen („Blumenkohlwolken“), bis zum „Topfdeckel“ der Atmosphäre aufsteigen – und sich schließlich mit Blitz und Donner entladen. Das Gute am Schlechten: Wärmegewitter entwickeln sich meist nachmittags. Und sind meist genauso schnell wieder vorüber, wie sie kommen.
Wettersturz: Kann man das Wärmegewitter in der Hütte aussitzen, tritt man beim Wettersturz besser gleich den Heimweg an. In den letzten Jahren kam es immer häufiger im August zu fesen Kaltfronten mit ergiebigem Schneefall. Diese werden aber recht genau vorhergesagt.
Augen auf und Hirn an:
Wer kein Donnerwetter erleben will, der checkt bereits Tage zuvor – und dann auf Tour ständig – die lokalen Wetterberichte. Und startet vor allem im schwülen Hochsommer frühestmöglich. Damit er schon am Nachmittag beim Belohnungsbier vor der Hütte sitzen und dem Himmelsschauspiel gebannt-entspannt folgen kann.
Ausrüstung
Packliste: Was mit muss
Foto: Benjamin Hahn
Schuhe: Klick vs. Flat
Alpencross-Stiefel für Klickpedale schützen den Fuß vor Regen und sind sehr robust. Erwarten dich auf deiner Alpencross-Route jedoch
lange Schiebe-/Trageeinlagen und sehr technische TrailStücke, ist ein leichter, knöchelhoher Flatpedal- oder Wanderschuh die bessere Alternative. Denn die Cleats können sich auf Geröll und Schotter ablaufen, zudem hast du den Fuß beim Plattformpedal schneller auf dem Boden, um einen Sturz abzufangen. Daher zuvor die Strecke analysieren!
Gruppenklima: So versteht ihr euch prächtig
So vermeidest du Streit auf MTB-Touren
Materialdefekt
Speiche gerissen, aufgeschlitzter Mantel, Achter in der Felge: Manche Defekte sind unterwegs schwer zu beheben.
Lösung: Dafür kann keiner was. Wenn kein MacGyver-Hack mehr hilf, lauten die Alternativen: den nächsten Bikeshop im Tal googlen, zur Hütte schieben und auf Ersatzteile hoffen oder zur Not die Tour abbrechen. Bleibt ?exibel in eurem Plan.
Ungleiche Gruppe
Einer fährt fröhlich vorn, der andere kämpft ums Überleben. Wie hält man alle zusammen? Lösung: Am Anstieg muss jeder sein Tempo fahren. Am Ende, an der nächsten Kreuzung oder an der Hütte sammelt sich die Gruppe. Wichtig: Auch dem Letzten wird eine ausreichende Pause gegönnt. Und wenn der Stärkste unausgelastet ist, kann er dem Schwächsten Gewicht aus dem Rucksack abnehmen.
Dicke Luft
Einem kann man es nie recht machen: Ständig verbreitet er schlechte Stimmung. Lösung: Sprich es an: „Mit deinem Gemeckere ziehst du mich runter. Erzähle doch mal, worauf du dich freust.“ Dein Mitfahrer kommt auf andere Gedanken, die Stimmung wird positiver.
Leichtsinn
Mit haarsträubenden Fahrmanövern gefährdet einer das Ziel der ganzen Gruppe. Lösung: Nimm die Person beiseite und erkläre dein Problem: Stürzt einer schwer, ist der Alpencross gefährdet. Und ob man bis Riva eine Stunde kürzer oder länger braucht, ist wirklich egal.
„Stinker“
Leichtes Gepäck in allen Ehren, aber fünf Tage dasselbe Trikot geht gar nicht ... Lösung: Tue es fürs Team: Damit es nicht zu peinlich wird, sag es ihm unter vier Augen. Das Trikot ist abends im Waschbecken schnell durchgewaschen und trocknet über Nacht.
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